Die Weißen kommen

Im Theaterstück „Die Weißen kommen“ traf Theater auf Computerspiel. Das Spiel begann mit weißen Tradern, Bankern, Kolonisatoren, Sklavenhändlern. Zug um Zug unterwarfen sie den schwarzen Kontinent. Auf der Jagd nach immer größerem Gewinn kannten sie kein Gesetz. Diebstahl, Raub und Völkermord – fast alles war erlaubt. Wer jedoch eine zentrale Spielregel verletzte, wurde vom scheinbar allmächtigen Gamemaster aus dem bisherigen Spiel hinausgeworfen. Von einem Augenblick zum anderen war er nicht mehr weißer Weißer, sondern schwarzer Schwarzer, kein Herr mehr, sondern Sklave. Aber damit wurde er auch zum Rebell und Freiheitskämpfer. Kannten die Spieler bislang den Kontinent nur aus der Sicht der Eroberer so lernten sie jetzt das Sklavenschiff, die Zwangsarbeit auf der Plantage, die Massaker an den Aufständischen kennen. Sie lebten das Leben der Ausgebeuteten und Unterdrückten, gerieten in Revolten und Revolutionen. Jetzt würden sie gerne mit dem Spiel aufhören. Aber sie konnten offenbar die virtuelle Welt nicht mehr verlassen. Als Gäste in der schwarzen Haut kämpfen sie sich durch die Jahre und Epochen zurück in die Gegenwart. Motiviert zu dem Stück wurde das Theaterensemble durch die Beobachtung, dass in der Öffentlichkeit ein großes Missverhältnis besteht zwischen einer durchaus starken emotionalen Betroffenheit aufgrund der von den Medien verbreiteten Bildern der Not einerseits und einer katastrophalen Unkenntnis der wirklichen Ursachen dieser Not andererseits.